Wofür brauchten die Fuhrleute früher das Peitschenknallen, wie funktioniert eine Akkordzither und kann man Harzer Platt eigentlich verstehen? Der jüngste Nachmittag der Kulturgruppe der ZukunftsBergstadt stand ganz unter dem Motto "Unser Harz - Traditionen – Handwerk – Mundart – Musik".
Die Fuhrleute
Zunächst ging es um die Fuhrleute. Ihr Erkennungszeichen: ein blauer Fuhrmannskittel mit Stickereien, eine grüne Manchesterhose, Gamaschen und derbe Lederstiefel. Aber eines ihrer wichtigsten
Utensilien war die Peitsche. Diese brauchten sie zum einen zum Arbeiten, aber sie hatte auch eine Signalfunktion, wie Hans Jürgen Winter (Harzklub Bad Lauterberg) erklärte. Denn vor und in
Hohlwegen musste mit der Peitsche signalisiert und sofort still gehalten werden, sobald ein gleiches Signal aus entgegengesetzter Seite erschallte. Doch die Peitsche setzte der Fuhrmann nicht nur
bei seiner Berufsausübung ein. Denn das Peitschenknallen entwickelte sich zu einer hohen Kunstfertigkeit. Das Peitschenkonzert gehörte zu den Bräuchen des Fuhrmannsstandes. Eines der größten
Peitschenkonzerte mit 150 Berg- und Kohlefuhrleuten fand 1729 im Rahmen einer bergmännischen Aufwartung zu Ehren von Georg II. in Clausthal statt, so Winter.
Und anschließend demonstrierte Winter noch, wie man mit der Peitsche knallt. Dabei darf die Peitschenschnur nicht den Boden berühren, vielmehr schlage man eine Acht in der Luft. Beim Schlagen
erreiche die Peitschenschnur (teilweise angetrieben bis zum 50.000-fachen der Erdbeschleunigung) zum Zeitpunkt des Knalls an ihrem Ende bereits mehr als die doppelte Schallgeschwindigkeit.
Harzer Zitherhexe
Leisere und ruhigere Klänge gab es von Helga Spörhase (Harzer Zitherhexen) an der Akkordzither. Wie Spörhase dazu erklärte, wurden Zithern ab 1880 vor allem in Deutschland und den USA
populär.
Eine Akkordzither kann zum Spielen entweder auf den Schoß genommen oder auf einen speziellen Tisch gestellt werden, der den Klang als Resonanzkörper verstärkt. Gezupft wird mit den Fingerkuppen,
teils unter Zuhilfenahme von Daumenringen. Mit ein bisschen Übung, sei eine Zither leicht zu spielen, so Spörhase, denn es gibt Unterlegnoten. Das ist ein spezielles Notenblatt, das unter die
Saiten der Akkordzither gelegt werden kann, so dass das Instrument auch ohne Notenkenntnisse gespielt werden kann. Ein Zitherring am Daumen kann rechts verwendet werden, um die Melodiesaiten
anzuzupfen, während die linke Hand die Akkordsaiten mit dem Daumen streicht.
Harzer Mundart
Ines Friedrich, die auch unter dem Namen "Frau Lila" bekannt ist, führte den Nachmittag höchst unterhaltsam weiter. Sie sprach auf Nachfrage beim Publikum mal Hochdeutsch und mal Harzer Platt,
was sehr gut zu verstehen war. In ihrem Heimatort Wernigerode ist sie die Vorsitzende des Mundartkinderchores "Harzer Kramms". Seit November 2000 existiert dieser Verein bereits. Hier lernen
Kinder alles, was zur Brauchtums- und Traditionspflege im Harz gehört. Die Kinder erhalten eine Unterrichtsstunde wöchentlich in der von ihm besuchten Grundschule in Harzer Mundart. Es werden das
freie Sprechen in Platt, das Lesen und zusätzlich das Singen in Platt vermittelt. Alte Berufe werden vorgestellt, alte Geräte, Gegenstände und Musikinstrumente früherer Zeiten. Die Anleitung in
Stimmbildung, Rhythmuslehre, Atmungstechnik für eine Chorsängerausbildung wird dann in die „Plattstunde“ integriert. "Den Kindern muss man die Sprache auf Augenhöhe näherbringen. Von grünen
Fichten von früher wollen die nichts wissen", so Friedrich humorvoll, für die Kinder müsste es um aktuelle und angesagte Themen gehen. Selber testen, wie einfach das Harzer Platt ist, durften das
Publikum auch, die Gäste durften nämlich kräftig mitsingen zu dem Lied "Jahreszeit" - begleitet von Friedrich am Akkordeon. Und einen Tipp hatte sie auch noch: Wenn man nämlich die Zwielaute in
einem Wort umdrehe, sei schon jede Menge Platt vorhanden".
Text: Herma Niemann